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I.  Voraussetzungen

 

Vorlesung 1

Voraussetzungen der Psychologie -- Die private Psychologie des Einzelnen -- Kindliche Angst als Quelle von Vorurteilen --

Wissen und Bewußtsein -- Auseinandersetzung über den Irrationalismus  --  Über die Vulgär-Psychologie  -- Der Fall X  -- Ein graphologisches Urteil

 

Verehrte Anwesende!  

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Es ist eine besondere Aufgabe, vor die wir, der Vortragende nicht weniger als Sie, gestellt sind. Es geht nämlich vorerst noch lange nicht darum, die Voraussetzungen der Psychologie etwa in ihrer Geschichte oder in den Resultaten der ihr benachbarten Wissenschaften zu suchen, denn wir haben zuvor ihre Voraussetzungen bei uns selbst zu prüfen.

Erwarten Sie nicht vom Psychologen, er würde versuchen, Sie über Psychologie zu belehren, und diesen Versuch mit dem Fehler einleiten, Sie als Aufnahmeapparate zu betrachten, die nichts anderes zu bieten haben als die Empfindlichkeit und die Bereitschaft, Eindrücke zu empfangen.

Gleichviel, ob Sie ein psychologisches Studium hinter sich haben oder die ersten Schritte in dieses Gebiet tun — Sie sind allesamt Psychologen. Jeder von Ihnen dürfte sich rühmen, sich ein eigenes psychologisches System geschaffen zu haben, das er praktiziert und das in seiner Art sogar geschlossen ist. Daß dies auch dort und in einem gewissen Sinne gerade dort der Fall sein kann, wo das Bewußtsein von diesem System und seiner Geschlossenheit entweder gar nicht oder nur sehr unvollkommen vorhanden ist — das soll aus den weiteren Untersuchungen deutlich hervorgehen.

So bilden wir denn eine Vielheit, später vielleicht eine Gemeinschaft von fertigen Psychologen. Es wäre deshalb verfehlt, würde der Vortragende Sie als Objekte ansehen oder würden Sie sich selbst als solche betrachten. Das Dargebotene aufnehmen — das ist nur der erste, gewissermaßen technische Teil der Ihnen gestellten Aufgabe, die wir wohl am besten bezeichnen als: Auseinandersetzung und Bereinigung.

Hier könnte der Einwand erhoben werden, daß damit keine Sondersituation gegeben sei. Unsere Bemühung um die wissenschaftliche Erkenntnis setzt ja allgemein in dem verhältnismäßig späten Alter ein, in dem man sich bereits bestimmten Vorurteilen unterwirft. Unsere Umwelterlebnisse verführen uns recht häufig zu entschiedener Stellungnahme, noch ehe Belehrtheit es uns ermöglicht, zureichend begründete Urteile zu bilden. Es ist, als ob die kindliche Entwicklung, genauer: die Entwicklung der Beziehungen Umwelt—Kind, Kind—Umwelt, uns zu voreiligen Urteilen, zu Vorurteilen geradezu zwänge.

So könnte ein Kind, das Blitz und Donner erlebt und von ihnen aufs stärkste beeindruckt wird, auf sie die anerzogenen Vorurteile anwenden, noch ehe es zu urteilen gelernt hat. Insbesondere dann, wenn die religiös-moralische Umwelt dem Kinde folgende Meinung aufdrängt: Blitz und Donner sind Drohungen Gottes gegen mich, Ermahnungen, mich zu bessern, meine Sünden den Eltern zu bekennen usf. Das Kind wird infolge seiner Angst und seiner objektiven Hilflosigkeit in besonderer Bereitschaft sein, dieser »pädagogischen« Erklärung zu erliegen.

Wird die Angst nun vielleicht — dank einer Umwelt, die nicht besser zu erziehen weiß — das Leben lang bleiben, so wird die Auffassung von Blitz und Donner der richtigen physikalischen Einsicht weichen, sofern das Kind nur in der Lage sein wird, sich eines anderen und besseren belehren zu lassen. Und es besteht Grund anzunehmen, daß die gleichen Eltern, die das falsche Urteil erzeugt haben, das Kind bedrängen werden, sich nun die rechte Einsicht zu verschaffen. All das gilt natürlich nur unter der Voraussetzung, daß sich dieser Vorgang auf unserem Kulturniveau, sozusagen angesichts von Blitzableitern, abspielt.

Die Aufnahme der von der Physik gelehrten Auffassungen wird dem Kind von da aus keinerlei Schwierigkeiten bereiten. Sein Vorurteil ist zu deutlich im Widerspruch mit den Tatsachen und sein Interesse, an ihm festzuhalten, überdies zu geringfügig — besonders in einer Umwelt, die ihm eindeutig widerspricht. Seine Angst könnte unverändert bestehen bleiben, ohne es daran zu hindern, ein guter Physiker zu werden. Indes gibt es ein Erkenntnisgebiet, auf dem sie ihm, ohne daß ihm solcher Zusammenhang ins Bewußtsein träte, hinderlich werden könnte: auf dem Gebiete der Erkenntnis seiner selbst und seiner Beziehung zur Umwelt. Im Bereiche der naturwissenschaftlichen Forschung können wir es uns nicht leisten, ein privates Erkenntnissystem beizubehalten, auf anderen Gebieten aber und gerade auf dem psychologischer Erkenntnis bewahrt das kindliche Vorurteil eine besondere Konservierungsfähigkeit.

Behalten wir das im Auge! Es wird uns in vielerlei Hinsicht nachdenklich stimmen, in uns Verdächte in bezug auf uns selbst erwecken müssen. Wie, wenn unsere psychologischen Urteile weit unter dem Niveau unserer sonstigen Urteile blieben? Wie, wenn es sich erwiese, daß wir fast auf allen anderen Gebieten unsere Eindrücke und Urteile aus der Kindheit zugunsten reiferer Einsicht in breitere, umfassendere Erfahrungsbereiche revidieren, aber als Psychologen den umgekehrten Weg gingen: wenn wir alles Neue, alle neue und umfassendere Erfahrung alten, eben kindlichen Auffassungen assimilierten und sie so gewissermaßen in den viel zu schmalen Rahmen der Erfahrungsmöglichkeiten unserer Kindheit einengten, ja einzwängten? Wenn dem in der Tat so wäre — und bitte unterstellen Sie es, obschon es Ihnen noch nicht bewiesen worden ist —, dann heißt, die Voraussetzungen der

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Psychologie prüfen, nicht zuletzt: die Art und Weise unserer Erkenntnis, sozusagen ihren Prozeß prüfen. Prüfen, wie wir uns und unsere Umwelt wahrnehmen, was mit unseren Wahrnehmungen geschieht, kurz: wie Erlebnis in Erfahrung, Erfahrung in Urteil, Urteil in Tendenz der Wahrnehmung umschlägt. Solcherart soll uns unsere eigene Erkenntnis zum Objekt unserer Erkenntnis, sollen wir selbst zugleich Subjekt und Objekt der Untersuchung werden.

Verkennen wir nicht die Schwere dieser Aufgabe und nicht die Schwierigkeiten, die wir selbst uns hierbei sind und bieten: Es ist fast, als stünden wir uns selbst in dem Wege, den wir zu uns selbst einschlagen wollen. Da unsere Objektivität durch unser Subjekt-Sein in Frage gestellt wird — wie sollten, wie könnten wir uns denn gegen unsere Subjektivität sichern? Wie sollten wir über unsern eigenen Schatten springen können?

Sie erwarten nun gewiß die Entwicklung unserer Untersuchungsmethode und Beweise für deren naturwissenschaftliche Exaktheit. Eine richtig gestellte Frage, ein sodann richtig angeordnetes, beliebig wiederholbares Experiment — und ein Befund müßte gesichert sein. Diese Annahme drängt sich auf, doch müssen wir sie abweisen.

Es ist Ihnen gewiß bekannt, daß es eine Richtung der Psychologie gibt, die fast ausschließlich experimentell arbeitet. Sie ist sogar die älteste Richtung innerhalb der wissenschaftlichen Psychologie, und es ist zweifellos so, daß die Anordnung ihrer Experimente, zumindest äußerlich betrachtet, allen Ansprüchen an Exaktheit gerecht wird. Doch ergibt sich da ein sonderbarer Zusammenhang: je exakter das Experiment in dieser Disziplin, um so unerheblicher sein Inhalt, um so entfernter von den Fragen, die den Psychologen wahrhaft interessieren müssen. Solcherart bietet die experimentelle Psychologie in ihren exaktesten Ergebnissen bestenfalls kaum etwas anderes als physiologische Befunde, die für die Psychologie nicht immer und gewiß nicht beträchtliche Bedeutung haben. In ihren Stellungnahmen oder Äußerungen über psychologische Fragen aber liefert sie gewöhnlich nur eine idealistische Metaphysik, eine unkontrollierbare, durch keinerlei Praxis verifizierte Spekulation.

Wir werden auf die Rolle des Experiments in der Psychologie und somit auch auf die experimentelle Psychologie in anderem Zusammenhang näher eingehen. Wir haben sie jetzt erwähnt, um zu erwägen, ob wir von ihr Antwort auf die Fragen bekommen können, die zu stellen wir uns genötigt sahen. Wenn wir den für unsere Zwecke weitaus brauchbarsten Zweig der modernen experimentellen Psychologie, die gestalttheoretische Psychologie (Köhler, Wertheimer) in Betracht ziehen, deren Forschungsergebnisse durchaus unsere Aufmerksamkeit verdienen — wenn wir also mit Köhler und Wertheimer als

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bewiesen annehmen, daß unsere Wahrnehmung im Hauptsächlichen eine Strukturwahrnehmung, der Gesichtsakt ein Akt der Gestaltbildung ist, den wir jedesmal vollziehen, dann ergäbe das noch keine Erklärung für das Zurückbleiben unserer psychologischen Erkenntnisfähigkeit hinter unserer Entwicklung auf anderen Gebieten: für diese sonderbare Enklave der Unreife innerhalb eines Reifungsprozesses, der seit einigen Jahrhunderten die Kenntnis des Menschen von den Gesetzen der ihn umgebenden Natur ins Ungeahnte gesteigert hat.

Verehrte Anwesende, diese Fragen können Ihnen nicht unbekannt gewesen sein, sie müssen immer wieder Ihre Nachdenklichkeit angeregt haben. Die Fragwürdigkeit der Objektivität uns selbst gegenüber hat Ihre Aufmerksamkeit zweifellos nicht seltener herausgefordert als die Frage, wie weit unsere Fähigkeit, uns selbst zu erkennen, hinreichen mag, um uns allgemein gültige Einsichten in die menschliche Natur zu eröffnen. Erwarten Sie nicht, unsere Antwort zu hören. Vorerst geht es natürlich darum, daß Sie sich der Antworten, die Sie bisher innerhalb Ihres eigenen Systems praktiziert haben, bewußt werden. Und ehe wir uns auf der Stufe Ihres heutigen Bewußtseins auseinandergesetzt haben, dürfen wir nicht einen einzigen Schritt wagen. Bedenken Sie die aufgeworfenen Fragen und formulieren Sie nach kurzem Bedenken Ihre Antworten. Am besten: Sie sagen, was Ihnen als erster Einfall kommt.

Antworten aus dem Hörerkreis:

A.: »Wenn der Geist sich selbst zum Objekt macht, so überschreitet er seine Grenzen. Er selber ist nämlich mit rationalen Mitteln gar nicht zu fassen. Deshalb sind die Fragen auch gar nicht zu beantworten. Die Intuition einzelner Genies kann da manchmal aufhellend wirken, aber mit wissenschaftlicher Erkenntnis hat das nichts zu tun.«

B.: »Die Möglichkeit, uns selbst zu erkennen, wird begrenzt und fast schon aufgehoben durch unsere Gefühle, die immer stärker sind als Vernunftsgründe. Gefühle aber sind immer egoistisch, privat. Eine Wissenschaft der Gefühle kann es nicht geben.«

C: »Jeder Mensch möchte sich vor sich selbst und erst recht vor den anderen verhüllen. Er beginnt früh mit dem Lügen und anderen Mitteln, sich zu verbergen, während er die anderen gern seelisch nackt sehen möchte. Jeder möchte erkennen, aber selbst nicht erkannt werden. Deshalb kann sich die Psychologie so schwer entwickeln und liefert nicht so großartige Resultate wie die Physik.«

D.: »Es hängt alles von der Erziehung ab. Ich hätte gar nicht geglaubt, daß der Blitz und der Donner mich betreffen, auch wenn mir das wer gesagt hätte, weil meine Eltern mich niemals angelogen haben und niemals versucht haben, mich einzuschüchtern. So lange schlecht erzogen wird, so lange wird es eine schlechte Psychologie geben. Die Erzieher müssen erzogen werden.«

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Wollen wir uns vorerst mit diesen Antworten begnügen. Obwohl Sie Ihre Meinungen gewissermaßen privat geäußert haben und jede für jeden charakteristisch ist, so dürften sie dennoch für ganze Gruppen repräsentativ sein. Zu den Äußerungen von A.: Sie bekunden den Irrationalismus. Das ist die Auffassung, die lehrt, daß es Erscheinungen gibt — und zwar sind häufig die wichtigsten gemeint —, denen gegenüber sich unsere Vernunft als hilflos erweisen muß. Ihr verschließen sie sich gewissermaßen. Der Bereich der irrationalen Erscheinungen wird von verschiedenen Richtungen des Irrationalismus unterschiedlich eingeschätzt. Doch gerade wer sich um eine wissenschaftliche Psychologie bemüht, darf der Auseinandersetzung mit dem Irrationalismus nicht ausweichen. Um so mehr, als man sich schwer des Eindrucks erwehren kann, daß diese Auffassung der offiziellen Förderung mancher Staaten sicher ist und wie ein Religionsersatz wirken könnte. Doch wir wollen, bevor wir uns — natürlich nur in großen Zügen — mit dem Irrationalismus auseinandersetzen, ein wenig über das Wesen der Diskussion, insbesondere der philosophischen Diskussion, nachdenken. Wer von Ihnen sich der Mühe unterzogen hat, den Gang von Diskussionen zu verfolgen, den wird es wohl häufig traurig gestimmt haben, daß die Verständigung, auch wenn die gleiche Sprache auf gleichem Niveau gesprochen wird, so selten gelingt. Und wenn Sie sich in die spekulative Philosophie vertiefen, sie durch die Jahrtausende verfolgen, auch dann werden Sie nicht froher: Auffassungen werden wiederholt dargelegt, ihre Richtigkeit so bewiesen, daß sie nur dem bewiesen erscheint, der des Beweises nicht mehr bedurft hat. Der also, um mit Blaise Pascal zu sprechen, in diesen Auffassungen etwas gesucht hat, was er bereits vorher gefunden hatte.

Solcherart ist der Akt der Überzeugung auf diesem Gebiete wohl nichts anderes als ein Akt der Selbstbekräftigung. Daher beherrschen den Psychologen Zweifel an der Möglichkeit, einen Andersgesinnten zu überzeugen. Und dieser Zweifel muß uns in anderem Zusammenhange zu einer brauchbaren Kritik an der bisherigen Pädagogik, insbesondere an der Didaktik, führen. Und nun — um zu unserem Thema zurückzukehren — die Diskussion mit dem Irrationalisten.

Welch ein Übermaß an Schwierigkeiten bietet sich dem dar, der sie naiv zu führen versucht, d.h. mit dem Bemühen, aufgestellte Behauptungen zu widerlegen, als unrichtig zu beweisen usw. Denn die Behauptungen des Irrationalisten sind als Behauptungen unerheblich. Nicht nur beweist er nicht ihre Richtigkeit, er muß es sogar prinzipiell leugnen, daß sie beweisbar seien, da seine Aussage, selbst Irrationales betreffend, nur irrational sein kann. Das ist eine Forderung seines eigenen Prinzips, der er gewiß gehorchen muß. Er kann für seine Behauptungen weder einen Beleg verschaffen, noch darf er es auch nur versuchen. Versucht er es dennoch, so begibt er sich auf ein Gebiet, das er selbst als rational gelten lassen muß, und da versucht er es mit negativen Banalitäten, z. B.: 

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»Wir wissen noch immer nicht, wie das Leben auf unserer Erde entstanden ist, also vermögen wir prinzipiell die Frage nicht zu beantworten«. Oder: »Wir wissen nicht, ob es nicht doch eine Art von Fortleben nach dem Tode gibt, also versagt hier die Ratio« usw. Gewiß beeindruckt den einen oder andern unter Ihnen der Zweifel, der in diesen Äußerungen zum Ausdruck kommt. Aber machen wir uns klar, daß es zwei Arten von Zweifeln gibt. Die eine Art ist schöpferisch, kämpferisch, verändernd, fortgesetzt sich selbst aufhebend und auf einer neuen, höhern Basis neu erstehend: die Negation verneinend, aus der Position den in ihr enthaltenen Keim der Opposition entwickelnd, um über diesen Weg zu einer Synthese, zu einer neuen Position zu gelangen. Bekennen wir uns zu diesem Zweifel und zu einem Leben, das nichts anderes sein kann als Entwicklung, somit fortgesetzte Selbstverneinung und fortgesetzt vorwärts drängende Selbstbejahung in einem.

Bekennen wir uns zu dieser Art Zweifel, die notwendig und lebendig ist wie das Leben selbst, indes die andere Art uns zur Passivität, zur Pseudokritik, zu einer tragischen Gelassenheit, zu einer Mißachtung unserer verändernden Kräfte verführen will. Durchschauen Sie diese Passivität und Sie werden erkennen, daß es eine Aktivität zur Erhaltung des Seienden, des Veränderungsbedürftigen ist. Sie werden verstehen, daß, die das Dunkel preisen, es nur so lange tun können, als andere gehalten sind, die Laternen für sie anzuzünden.

Sie erwarten, daß wir die Behauptungen der Irrationalisten widerlegen? Es sind aber keine Behauptungen, da ihre Autoren sie selbst als unbeweisbar ansehen: Es sind Glaubenssätze. Mit Glaubenssätzen aber setzt man sich nicht auseinander, man klärt sich über sie auf, man analysiert sie. Der Glaube ist kein Kontrahent der Wissenschaft, er ist ihr Objekt. Lachen Sie den aus, der sich unterfängt, dem Gläubigen zu beweisen, es gebe keinen Gott. Noch in seiner naiven Negation bejaht er mehr, als er dem andern zugesteht. Wäre er weniger naiv, so würde er dem andern den positiven Beweis auftragen, seinerseits aber nicht in den Streit gegen Gott ziehen, sondern gegen jene historisch gesellschaftlichen Kräfte, die an der Erhaltung des Glaubens interessiert waren und sind.

Sie verstehen nun, worin das Wesen unserer Diskussionsart im Gegensatz zur naiven besteht: Unsere Methode ist eine analytische und konkretisierende Methode. Analytisch — das heißt, die Erscheinung in dem Zusammenhang ihrer eigenen Geschichte, ihrer Entstehung und ihrer unlösbaren Bedingtheit rekonstruieren, konkretisieren — das heißt, die realen Verhältnisse erkennen und die differenzierte Erkenntnis von ihnen auf diese Erscheinung analytisch anwenden.

Wenden wir diese analytisch-konkretisierende Methode auf den Irrationalismus an. Sind es die unbefriedigenden Resultate der wissenschaftlichen

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