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Kapitalistische und kommunistische "Matrix" gegen Wahrheit

 Wie kann man dem Volk begreiflich machen, dass "es falsch glaubt"?

Kleine Themenseite  

detopia-2024
Zuvörderst soll hier untersucht werden, ob sich die Filmmetapher "Matrix" dafür eignet, um ein Kurzwort dafür zu haben, dass die (deutschen) Leute teilweise "falsch denken", also (auch) nichtige Überzeugungen haben und vertreten und dafür kämpfen.

Also etwa ähnlich wie:
 aktuelle-studie-was-ueberzeugt-menschen-dass-es-den-klimawandel-gibt  dlf nova 27.8.24

Auch gut: Das 4. Kapitel von Taylor-1972: "Vom Wert der Werte", wo es auch um Wahrheit geht

Also: Die Leute (Bürger, Volk, in DL und anderswo) denken dann "vernünftig" ("gesunder Menschenverstand"), wenn das Hemd näher ist als die Jacke, also um Persönliches, Familiäres, Geldhaben, usw.

Aber globalpolitisch "können sie nicht mitdenken". Da geht es drunter und drüber im Volkshirn.

Ich höre heute noch von Leuten, die kaum ihre 10. Klasse geschafft haben und mittlerweile über 40 sind, das Corona wie Grippe ist, dass Hitler die Autobahnen gebaut hat, usw.


Nebenbei:

  Bas Kast  (April-2024)  mit (s)einer Inhaltsangabe zum Film MATRIX-1, aber es geht ihm dann im Weiteren um die "triviale" Psyche.

     youtube.com/watch?v=xVBJYkOy7ZI  20 min   "Warum du in einer MATRIX lebst"


detopia-2.9.24:
"Wenn man vom Teufel spricht..."
Heute kommt Matrix-1 als niedlicher "Montagsabendfilm", "gleich nach der Tagesschau".
FSK12 natürlich.

wikipedia  Matrix_(Film)  1999/2003/2003 (+2021)

 


Jugend-im-Netz-Alarmierende-Transformationen   28.8.24   Kleinebeckel

Die-Zukunft-der-KI-Die-KI-uebernimmt-die-Macht   28.8.24   Manhart

 

Mein detopia-TAO-Berater erzählte mir vor Jahren (bei einem Besuch) von dem ersten Matrix-Film. Auch ihm wurde zuerst (nur) davon erzählt und was er hörte, hat ihn stark ergiffen. Inzwischen habe ich die Filme im Fernsehen gesehen.

Da ist einmal eine Art Zentralcomputer, der die ganze Welt steuert, auch den Gehirninhalt aller "gefangenen" Menschen. Die Menschen gauben, sie leben in einer normalen Welt, so wie heute, mit Arbeit, Freizeit und Familie usw. Aber das bilden sie sich nur ein. Die Wirklichkeit ist ganz anders. DIe Welt ist kaputt. Offenbar die ganze Welt, obwohl der Film wohl in der ehemaligen USA spielt. Und dann gibt es dann tatsächlich noch "echte Menschen". Die leben unter der Erde. Und manchmal "befreien" die echten Menschen einen gefangenen Matrixmenschen, den sie für nützlich oder würdig halten. Aber das ist für den Matrixmenschen freiwillig. Er muss sich selbst dafür entscheiden und freiwillig ein "Wahrheitspille" schlucken, die ihm die Augen öffnet.

Mit den Pillen ist das so eine Sache. Die haben wir auch bei Bourne. Zuerst (erster Film) vergisst er damit seine Herkunft (und wird ein programmierbarer Kampfroboter). Und ab Folge 4 (mit J.Renner) dann andersrum, er will sie ständig haben, quasi als Lebensdroge.

      wikipe  Jason_Bourne   1988/2002/... 

Das Pillenmotiv kommt bestimmt noch öfter vor (im Verschwörungs-Hollywood), mir fällt aber gerade nichts ein. Auf jeden Fall kommt das Gedächtnisverlust-Motiv immer wieder neu.

Das Problem: Die "Helden ohne Gedächtnis" (also etwa Neo und Bourne) behalten immer ihr ethisch-Gutes in sich oder kämpfen sogar dafür (bzw. für andere, bzw. für Menschlichkeit), was aber in der Realität nicht so ist (wenn man Attentate auf unbeteiligte, wildfremde Zivilisten denkt; oder an Alzheimer-Patienten.). Tom Cruise 2013 und 2014 (Oblivion und Tomorrow) wird sogar moralischer im Laufe des Films (Filme).


 

 

"Matrix" als Verschwörungstheorie - Die rote Wahrheitspille gibt es nicht

Blaue Pille – weiterschlafen. Rote Pille – endlich die Welt erkennen. Dieses Motiv aus „Matrix“ halten Verschwörungstheoretiker gern sogenannten Schlafschafen entgegen.
Doch die Wahrheit, die sie meinen, gibt es nicht, sagt Roberto Simanowski.

matrix-pille-verschwoerungstheorie-100.html  2021  Simanowski  dlf

Tomas Anderson, ein Programmierer, der als Hacker Neo ein Doppelleben führt, sieht eines Tages auf seinem Monitor eine seltsame Nachricht: „The Matrix has you“: Die Matrix hat dich. Was ist die Matrix, fragt er sich und bald auch einen Mann, Morpheus, zu dem es ihn führt. Der stellt Neo vor eine seltsame Wahl: Er kann eine blaue Pille schlucken, dann wacht er in seinem Bett auf und erinnert sich an nichts. Oder er schluckt die rote Pille und erfährt die Wahrheit. Neo wählt natürlich die rote Pille – wer wäre nicht für die Wahrheit? – und erkennt, dass die Welt, in der er zu leben glaubte, die Simulation eines Computerprogramms ist.

„Schlafschafen“ fehlt die rote Pille

Die Pillen-Szene ist so bedeutsam, dass sie einen eigenen Wikipedia-Eintrag erhielt, wo man erfährt, dass die rote Pille auch eine Transgender-Allegorie ist, denn die Wachowski-Brüder, die Autoren und Regisseure des Films, nennen sich, nachdem sie ihr wahres Geschlecht erkannt haben, nun Wachowski-Schwestern.

Die Pillen-Metapher reicht allerdings noch weiter. Sie ist zum Lieblingsbild aller möglichen Verschwörungstheoretiker geworden, die den Schlafschafen – die in der Matrix leben, ohne es zu wissen – die rote Pille empfehlen, damit auch sie aufwachen und endlich ihr Leben selbst in die Hand nehmen.

Einladung zum Missverständnis

Diesen Gebrauch ihrer Metapher kann man den Wachowski-Schwestern natürlich nicht vorwerfen. Aber es ist schon so, dass die Farbenlehre des Films zum Missverständnis einlädt. Denn die Wahl zwischen blauer und rote Pille ist im Grunde nichts anderes als eine kolorierte Variation des Schwarz-Weiß-Denkens: Hier der Betrug, dort die Wahrheit – und wir haben die Freiheit, uns dazwischen zu entscheiden.

Das ist trivial und irreführend und bleibt weit hinter dem Stand der Dinge zurück. Denn die Philosophie hatte schon 200 Jahre zuvor dem Schwarz-Weiß- oder eben Blau-Rot-Denken die Farbe Grün entgegengesetzt.

Wer legt fest, was „Wahrheit“ ist?

So schreibt der Dichter Heinrich von Kleist Anfang 1801: „Wenn alle Menschen statt der Augen grüne Gläser hätten, so würden sie urteilen müssen, die Gegenstände, welche sie dadurch erblicken, sind grün … So ist es mit dem Verstande. Wir können nicht entscheiden, ob das, was wir Wahrheit nennen, wahrhaft Wahrheit ist, oder ob es uns nur so scheint.“

So sprach man über die Matrix, als es noch kein Kino gab und keinen Computer. Kleists Worte sind Ausdruck seiner sogenannten „Kant-Krise“, in die ihn Immanuel Kants Kritik des menschlichen Erkenntnisvermögens stürzte. Der Philosoph schrieb damals Sätze wie: „Die Vernunft kann nur das an der Natur erkennen, was sie vorher in sie hineindenkt!“

Ungeduld gegenüber dem Mehrdeutigen

Anders gesagt: Wir können das „Ding an sich“, das die Welt ist, nie an sich wahrnehmen, sondern immer nur durch die Brille unsrer Subjektivität. Bei Kleist ist diese Brille grün, aber sie könnte ebenso gelb, lila oder orange sein. Entscheidend ist, dass wir die Brille, die unseren Blick programmiert, selbst nicht sehen.

Denkfiguren, die zur postmodernen Philosophie führen, die im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts das Ich zur Skepsis sich selbst gegenüber aufrief. Davon ist nicht viel geblieben. Heute sind alle der Meinung, die Wahrheit zu kennen und das Richtige zu tun, und empfehlen der jeweils anderen Seite die rote Pille.

Selbst die Philosophie versucht unter dem Namen Neuer Realismus hinter Kant zurückzugehen. Es gibt eine große Müdigkeit und Ungeduld gegenüber dem Ungewissen, dem Relativen und der Mehrdeutigkeit.

Die Realität als Konstruktion

Die Matrix-Pillen-Anordnung ist insofern keine popkulturelle Umsetzung postmoderner Philosophie. Sie verweist zwar auf die Realität als Konstruktion – aber erstens nicht als eine gesellschaftliche und zweitens als eine, die sich durch die richtige Pille durchschauen lässt. Wenn Matrix Resurrections, also der neue vierte Teil, zeigt, wie alle Menschen im Fahrstuhl auf ihr Smartphone schauen, erhält der gesellschaftliche Bezug der Wirklichkeitskonstruktion doch noch einen kurzen Auftritt.

Bleibt die Frage, ob der Film auch das Konstrukt der Wahrheit per Pille korrigiert. Immerhin geht es viel ums Erinnern – und was wäre subjektiver und mit mehr Skepsis zu betrachten als die Erinnerung?

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Suchmaschinenoptimierung  --  Im Jenseits der Lösbarkeit  --  04:23 Minuten
Überlegungen von Roberto Simanowski · 18.10.2021
Mit dem Internet kamen die Suchmaschine und das Schlagwort – Googles milliardenschwere Idee.
Aber die Welt ist mehr als ein suchmaschinenoptimierter Informationsstrom, wie der Medienphilosoph Roberto Simanowski zu bedenken gibt.
suchmaschinenoptimierung-im-jenseits-der-loesbarkeit-100.html    2021  Simanowski dlf  mit Audio


Es begann mit geheimen Schlagwörtern. Versteckt im Source-Code oder auf der Webseite mit weißer Schrift auf weißem Grund. Das war zwar nicht sichtbar für die Besucher der Webseite, wohl aber für die Suchmaschine, die ständig das Internet durchliest, um bei Bedarf sofort sagen zu können, welche Seiten für ein bestimmtes Schlagwort einschlägig sind. Je öfter das Wort auf einer Website enthalten war, umso besser die Platzierung in der Ergebnisliste. So das Einmaleins der Suchmaschinenoptimierung in den Anfangstagen.

Die Folge waren nicht nur versteckte Schlagwörter. Bald gab es Texte, die um Schlagwörter herumgebaut wurden. Das Geschäftsmodell dafür heißt „Adsense“ und funktioniert wie folgt: Google bekommt Geld für jeden Klick einer Benutzerin auf einen Werbelink. Von diesem Geld geht ein Teil an den Betreiber der Website, die den Link enthält. So lud Google faktisch alle dazu ein, ihre Kommunikation in den Dienst der Werbung zu stellen. Also Texte zu schreiben, die vor allem eines wollen: So vielen Werbelinks wie möglich ein authentisches Umfeld geben.

Niedriglohnschriftstellerei für die Maschine?

Klar, dass es bald auch Unternehmen gab, die Menschen für die Erstellung solcher Umgebungstexte bezahlten. Die beste Werbung ist, was nicht wie Werbung aussieht! So berichteten Student:innen, die sich lieber Geschichten ausdenken als zu kellnern, in diversen Blogs und Chatgroups vom Ausflug zu diesem supercoolen Restaurant X nach dem tollen Shopping bei Y und einer Reisebuchung ins exzellente Z. Dass der Ausflug wirklich stattfand, prüft keiner, wohl aber, ob die Links richtig gesetzt sind.

Für einen 500-Worte-Text gab es zehn Euro, verriet mir eine Bekannte, die stolz war, endlich von ihrer schriftstellerischen Arbeit leben zu können. Es ist ein bisschen wie mit der Produktplatzierung in Filmen. Nun, ich habe kein Problem damit, wie meine dichtende Bekannte ihren Unterhalt verdient. Was mich besorgt ist, dass auch der seriöse Journalismus sich an dieser Art von Kommunikationsverzerrung beteiligt. Die Inszenierung liegt in der Überschrift, denn die entscheidet, ob der Link zum Text geklickt wird. Die Aufgabe der Journalistinnen und Redakteure: So viele Schlagwörter wie möglich im Titel unterbringen, ganz gleich ob sie zum Inhalt passen.

Im Journalismus war „Merkel“ ein Suchwortchampion

Nicht, dass ich gegen spannende Titel wäre! Aber wenn diese suchmaschinenoptimiert sind, wird aus jedem Sonntagsausflug eine Verfolgungsjagd. Jeder Wortwitz, jede subtile Anspielung wird dann Opfer einer dumpfen Kombination abgedroschener Schlagwörter.

Bei der Deutschen Welle war die Bundeskanzlerin so ein Schlagwort, ohne das man im Ausland, so offenbar die Befürchtung der Intendanz, Nachrichten aus Deutschland nicht vermitteln konnte. Also trug fast jede Meldung Merkels Namen, ganz gleich, worum es eigentlich geht. Zum Beispiel der Bericht über die Kanzlerkanditat:innen der kommenden Bundestagswahl. Laschet? Scholz? Baerbock? Nein. Die Überschrift hieß: „Koalitionspoker ohne Merkel: Die Karten werden neu gemischt“.

Ist eine Kooperation der ARD mit TikTok wirklich angebracht?

Gewiss, im Spannungsfeld von alten und neuen Medien gibt es größere Baustellen als das Zugeständnis an die Suchmaschine in Sachen Schlagwortverdichtung. Auch die Kooperation der ARD mit TikTok ist nicht ganz gefahrlos. Glaubt man wirklich, in einem 15-Sekunden-Medium seriös politische Inhalte platzieren zu können? Oder ist es eher TikTok, das hier die ARD zu seinen Zwecken missbraucht, so wie die Managerin eine Shoppingmall dem Infostand einer Partei Obdach gibt, um auch die politisch interessierte Kundschaft ins Haus zu holen.

Soll also die Partei die Mall meiden? Die ARD TikTok? Die Redakteurin das Schlagwort? Das Problem ist längst im Jenseits der Lösbarkeit angekommen. Wie sollte man nicht den Gesetzen der Suchmaschinenoptimierung Folge leisten? Wie sollte man nicht sein Publikum dort abholen, wo es einen erwartet. Schlimmer wäre nur, genau dies zu tun.


 

 

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